Ich liebe Wörter und Wortgeschichten. Zusätzlich ist die Eurolinguistik eines meiner Forschungsgebiete. Wer sich auch nur oberflächlich mit anderen Sprachen befasst hat (z.B. durch das Lesen von Schildern und Speisekarten im Ausland), wird leicht feststellen, dass es Wörter gibt, die in mehreren Sprachen auftauchen, sog. Internationalismen. Viele europäische (oder westliche) Internationalismen stammen aus dem Lateinischen (z.B. international, global), Französischen (z.B. Café, Restaurant, Bistro) und Englischen (z.B. Show, Camping, Radio). Zu einem geringeren Teil kommen Internationalismen aus dem Italienischen (z.B. Pizza, Oper), Arabischen (z.B. Algebra, Ziffer) und Deutschen (z.B. Lager(bier)).
Nun war im Mittelalter das Okzitanische/Provenzalische eine sehr prestigeträchtigste Sprache (vor allem im schöngeistigen Bereich, etwa die Troubadourlyrik). Daher habe ich mir 2007 die Frage gestellt, ob sich in Europa nicht auch Internationalismen okzitanischer Herkunft finden lassen – zumindest in den Ländern, die man seinerzeit zum europäischen Kulturkreis zählen konnte. Auf der Grundlage von Beobachtungen und Analysen der französischen, spanischen, italienischen, deutschen, niederländischen und englischen Wörter, die auf das Altokzitanische oder Altfranzösische zurückgeführt werden, kam ich zu dem interessanten Ergebnis, dass trotz des Einflusses des Okzitanischen auf den Literaturstil der west- und zentraleuropäischen Sprachen die okzitanische Sprache in internationaler Hinsicht erstaunlicherweise keine lexikalischen Entlehnungen hinterlassen hat (zumindest gibt es keine Wörter, die man sicher auf das Okzitanische zurückführen kann). Also: Okzitanische Internationalismen – Fehlanzeige! Aber auch so ein Ergebnis kann wissenschaftlich weiterführend sein.
Hier nochmal die genaue bibliographische Angabe des Artikels:
„L’occitan comme source d’européismes médiévaux?“ Journal for EuroLinguistiX 4 (2007): 1-4.
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