Joachim Grzega's Blog

19. Juni 2009

Evaluation der linguistischen Wanderungen

Filed under: Eurolinguistik, Hochschuldidaktik/Lehre, Sprachgeschichte — Schlagwörter: , — grzega @ 11:21

Die Evaluation der “Wanderung durch die europäische Wortschatzgeschichte” ist vorbei. Es gab insgesamt 6 Sitzungen:

1: Getränke & Snacks (in der Cafeteria)
2: Namen & Berufe (auf dem Friedhof)
3: Zahlen & Buchstaben (Seminarraum-Thema wg. Regens)
4: Wochentage & Jahreszeiten (Seminarraum-Thema wg. Regens)
5: Bäume & Blumen (im Park)
6: Obst & Gemüse (Thema für Cafeteria wg. Regens)

Aufgrund bislang nicht so tollen Sommers konnte ich einige Themen wie Straßennamen, Naturbegriffe, Sprichwörter nicht durchführen.

In einem Fragebogen habe ich die 11 TeilnehmerInnen zum einen gefragt, was aus den einzelnen Sitzungen noch hängen geblieben ist (ist noch auszuwerten). Zum anderen habe ich um eine echte Evaluation der Stunden gebeten. Zunächst hatte ich gefragt, welche Sitzung den Teilnehmern am meisten und welche am wenigsten gefallen hat. Ergebnis: Jede Sitzung ist von mind. 1 Person als attraktivste (4x wurde Sitzung 4 genannt), jede Sitzung aber auch von mind. 1 Person als unattraktivste (je 3x wurden Sitzung 3 und 5 genannt). Ich habe auch nach den Gründen für diese Bewertung gefragt. Hier kristallierten sich besonders drei Kräfte heraus:

(1) Deutlichkeit des Zusammenhangs von Kultur, Kulturkontakt und Sprachentwicklung

(2) Bezug zum eigenen Leben

(3) Anteil der unerwarteten Erkenntnisse (Aha-Effekte)

Zusätzlich habe ich Aussagen in Form einer Likert-Skala bewertet lassen (Stimme voll zu. (+2) / Stimme eher zu. (+1) / Stimme eher nicht zu. (-1) / Stimme gar nicht zu. (-2)

+1,0: Ich habe mehr gelernt als bei einer normalen Vorlesung.
+0,5: Ich habe mehr gelernt als bei einem klassischen Seminar (Referate + Diskussionen).
+1,5: Ich war aufmerksamer als bei einer normalen Vorlesung.
+1,2: Ich war aufmerksamer als bei einem klassischen Seminar (Referate + Diskussionen).
-1,0: Ich hätte mir mehr Anregungen zum Nach- und Mitdenken gewünscht.
-0,9: Ich hätte mir mehr Struktur innerhalb einer Sitzung gewünscht.
-1,1: Ich hätte mir mehr Diskussion gewünscht.
-0,8: Ich hätte mir mehr Zusammenfassungen von wichtigen Punkten gewünscht.

Als Verbesserungsvorschläge geben mir die Teilnehmer mit:

  • das, was ich als wichtig empfinde, deutlicher am Ende der Sitzung oder zu Beginn der darauf folgenden Sitzung zusammenfassen
  • zusätzlich kleine schriftliche Zusammenfassung (dies kann ich auch noch nachreichen)

Das sind erfreuliche, aufbauende Ergebnisse.

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6. Mai 2009

Die Überlastung von Studierenden in modularisierten Studiengängen

Filed under: Hochschuldidaktik/Lehre, Sprachgeschichte — Schlagwörter: , , — grzega @ 08:21

Letzte Woche gab es am Ende meiner Einführung in die Sprachgeschichte fast Tränen. Die Studierenden des 1. Jahrgangs des modularisierten Systems machten mir deutlich, wie unglücklich sie mittlerweile mit dem System seien. Viele Dozenten böten isoliert betrachtet zwar spannende und sinnvolle Inhalte und Testmethoden, doch die Masse dieser Ideen führte dazu, dass man doch nur auf die Leistungsnachweise hinarbeite und die Freude am Inhalt und an Aha-Effekten so immer nur von kurzer Dauer sei. Die Vorbereitung auf die einzelne Kurse sei immens, der Effekt des Wissensbehaltens sei vergleichsweise gering.

Ich habe nun einmal nachgerechnet, was wäre, wenn alle Modulbeschreibungen ehrlich wären und die Dozenten auch ehrlich mit den Leistungspunkten im Sinne von 1 Lp = 30 reale Stunden umgingen. Nehmen wir großzügig an, dass in jedem Modul Teilleistungen in der vorlesungsfreien Zeit zu erbringen seien, z.B. durch eine Seminararbeit, und nehmen wir ferner ebenfalls großzügig an, dass dafür 2 Lp angesetzt würden. Dann verblieben in der Vorlesungszeit 6 Module à 3 Lp = 18 Lp à 30 reale Stunden = 540 reale Stunden auf 14 Wochen = 43 Stunden in der Woche. Das ist mehr als ein Beamter oder Angestellter zu erbringen hat. Nicht eingerechnet ist dabei der immer größere Verwaltungsaufwand, den nicht nur das Prüfungsamt und wir Dozenten, sondern eben auch die Studierenden zu erbringen haben. Nicht eingerechnet sind dabei Aktivitäten im hochschulpolitischen Bereich. Nicht eingerechnet sind Vereinsaktivitäten. Nicht eingerechnet sind Nebenjobs zur Finanzierung des Studiums. 43 Stunden in der Woche – minimum.

Als Konsequenz habe ich am nächsten Tag Alternativen zu Kursgestaltung und zum Leistungsnachweis (im Rahmen der Prüfungsordnung) angeboten. Die Studierenden haben dies sehr positiv und mit viel Dankeschön aufgenommen. Sie haben sich mehrheitlich für folgenden Sitzungsablauf entschieden: zu Hause Vorbereitung der Fachbegriffe, so dass die Sitzung wie folgt ablaufen kann: 30 Min. Nachfragen und Übungen zu den Fachbegriffen anhand von mir ausgewählter Bspp. + 20 Min. Nachdenken über die Fragen zum Neuengl. + 30 Minuten Lösen der Fragen zum Neuengl. + 10 Min. Pause + 45 Min. Übersetzen von mittelalterlichen Texten. Als Leistungsnachweis haben sie sich für folgende Alternative entschieden: Portfolio streichen, Referat in Form einer schriftlichen Zusammenfassung meiner Neueinführung, Klausur wie in der 1. Sitzung vorgestellt (Aufgabentypen wie sie im zentralen Staatsexamen vorgekommen und Aufgabentypen, die ich für den Lehrberuf relevant halte).

Leider ist dadurch das prinzipiell begrüßte Portfolio gestrichen, aber ich hoffe, dass dies zu einem größeren, weil lustvollerem Lernerfolg führt.

22. April 2009

Linguistische Wanderungen – erstes Feedback

Filed under: Eurolinguistik, Lexikologie, Sprachgeschichte — Schlagwörter: , — grzega @ 08:55

Ich hatte meine erste Sitzung „Wanderungen durch die europäische Wortschatzgeschichte“. Wir sind in die Cafeteria gegangen, alle haben sich ein Getränk (und z.T. eine Breze) genommen. Dann haben wir uns angeschaut, was wir da eigentlich trinken, woher die Dinge kommen und wie sie in verschiedenen europäischen Sprachen bezeichnet werden. Dabei sind den TeilnehmerInnen (deren Zahl ich auf 10 beschränkt hatte) auch ganz andere Assoziationen und Fragen gekommen, die sie auch gleich stellen durften und die gemeinsam beantwortet wurden. Erstes Feedback der Teilnehmer:

– Die lockere Atmosphäre erlaubt, dass man auch auf andere ganz Fragestellungen kommt. Und gut, dass diese auch gleich beantwortet werden.

– Bei der Atmosphäre und dem Gesprächsstil merkt man sich Dinge besser.

– Gut, dass man so Sprache nicht isoliert und trocken betrachtet, sondern mit ständig mit Kultur in Verbindung bringt.

Ich freue mich schon auf die nächste Sitzung.

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